Karlheinz, das sind auch Deutsche. We Germans must stick together!

Nun bin ich ja wirklich nicht der Experte für deutsche Touristen im Urlaub. Viel schlimmer, ich bin selbst einer. Aber manche Eigenarten kommen mir dann doch in den Sinn. Zeit, diese mal aufzuarbeiten. Und euch gleich noch von den letzten Tagen zu berichten.

Schlimm, schlimm, wie schnell die Zeit vergeht. Da saß ich eben noch mit einem Drink auf dem Balkon in Athen und jetzt im Apartment auf Rhodos. Auch mit einem Drink. Aber es ist wirklich nicht so, dass wir die Zeit nicht gut genutzt hätten. In den zwei Tagen, die mir seit dem letzten Post noch auf Athen geblieben waren, waren wir noch ganz gut unterwegs. Im Nationalgarten, der tatsächlich erstaunlich groß und sehr schön war. Und einen Ententeich hatte, an dem es nur drei Enten, aber gefühlt 20 Tauben gab. Mistviecher! Auf dem Marktgelände eines, nun ja, aufgeladenen Viertels, auf dem es aber bis zum halben Schwein hin alles gab. Außerdem waren wir nochmal unten am Wasser. Dort lag der ehemalige Stadtflughafen Athens, der mittlerweile nur noch eine Ruine war. Und der meinen Kumpel, seines Zeichens angehender Pilot und Flugenthusiast, magisch anzog.

Apropos magisch angezogen. Als Touri, so zumindest meine bescheidene Meinung, zieht man immer seinesgleichen an. Seinesgleichen und unseriöse Strandverkäufer, aber das ist ein anderes Thema. In vielen Fällen erkennt man seine Landsleute auch nach ein paar Sekunden und in den meisten Fällen freut man sich einen Keks, wenn man ihnen begegnet. Mein Kumpel ist Experte in Touris erkennen: Als wir im Nationalgarten waren, quatschten uns n paar Leute auf Englisch an und baten um ein Foto. Mein Kumpel direkt "Deutsche oder?" Jawoll, es waren auch Deutsche, zehn Punkte in Runde eins. 
Klar, hatten auch wir unsere Eigenheiten. Pflichtbewusst zeigten wir beispielsweise unsere Ausweise, als uns der Kassierer beim Alkoholkauf etwas fragte. Dabei wollte er nur wissen, ob wir eine Tüte haben wollten. Guckte uns dann an wie ein Auto und packte den Vodka einfach ein. Vermutlich hatte er den vor fünf Minuten auch an die kleinen Kevins aus der 4b rausgereicht.

Aber versteht mich nicht falsch, die griechische Art zu leben, war der unseren durchaus vorzuziehen. Hier war vieles nicht ganz so akkurat und präzise, wie man es vielleicht gewohnt war. Dafür aber aufgeladen mit einer großen Menge Herzlichkeit und Gastfreundschaft. Das merkten wir spätestens, als wir am Mittwoch weiter nach Rhodos flogen. 
Diese Insel war nicht nur deutlich touristischer, sie war auch die zweite Heimat meines Kumpels. Wir kamen in dem kleinen Ort an, der in den nächsten zwölf Tagen unser Zuhause sein würde und hatten erstmal damit zu tun, den ganzen Leuten, unseren Vermietern, deren Verwandten und Freunden "Yassas" zu sagen. Aber egal bei wem, immer schlug uns eine Welle an Herzlichkeit entgegen, die einfach nur schön war. Wir konnten den ersten Abend auch gleich nutzen, um uns je einen 50 Kubik-Roller auszuleihen. 
Im Deutschrap gibt es praktisch in jedem zweiten Song das Wort "Roller" und ja, ein bisschen cool fühlte man sich schon, damit über die Insel zu ballern.

Genau das machten wir am nächsten Tag, wir fuhren zu einer Wassersportanlage (deren Inhaber wir gut kannten) direkt neben einem Hotel. Der Strand war fast etwas gespenstisch, nicht völlig leer aber auch irgendwie nicht so belebt wie sonst immer. Irgendwie wie die Ruhe vor dem Sturm.

In der Hotelanlage hingegen war trotzdem noch etwas los. Dieses Hotel war längst Eigentum der BRD, hier war es so deutsch, dass sogar der Radiosender entsprechend eingestellt war. Für meinen Kumpel als Teilzeitgriechen ein Grauß, aber ich passte hier so sehr ins Bild, dass ich mich problemlos unter die Gäste mischen und Essen und Getränke aus dem All-Inclusive Programm holen konnte. Dreist kommt weit. 
Natürlich wurde hier auch wieder das älteste aller deutschen Klischees bedient: Die Handtücher. Morgens kamen die ersten Touris raus, schmissen, ja pfefferten, ihr Handtuch auf einen Sitz. Und dann blieb der ihrer. Den ganzen Tag.

Das ist einfach völkerrechtlich verbindlich, wenn irgendwo ein Handtuch liegt, ist der Fleck vergeben. Funktioniert mit allem, so hätten wir vermutlich auch den Krieg gewonnen. Man sieht ein leckeren Frappé (probiert die Dinger unbedingt, wenn ihr hier seid) - Handtuch drauf. Parkplatz vor dem Hotel - zack jetzt ists meins. Hübsches Mädchen am Strand - mit Handtuch abwerfen. 
Apropos. Ich schaute mich im Hotel natürlich auch um, ob vielleicht ein paar Gleichaltrige zugegen waren und kam, danke dafür, mit ein paar Leuten aus Österreich ins Gespräch, die hier auf Abschlussfahrt waren. Eine riesige Truppe. Nice, da wollte man doch nur ein Stück vom Kuchen und die schmeißen einem die ganze Torte hinterher. Die abendlichen Barbesuche hier um Hotel waren also gesichert. 
Mit diesen Aussichten und der Bitte, mir möge die Sonnencreme erhalten bleiben, sage ich bis bald. Grüße von der Insel.