Gute Serie. Also "The Office" mein ich. Ich bekam neulich die Gelegenheit, dieses geistige Vorbild von Stromberg in Aktion zu erleben. Nachdem eine Freundin, die mich zum Filmeabend eingeladen hatte, das geballte Wissen des Internets bemühen musste, um den Ländercode der DVD auszuhebeln. Erfolglos. Also guckten wir auf dem Handy. Doch trotz des Handybildschirms gefielen mir die Episoden wirklich gut.
Zumal sie verdeutlichten, wie viel Glück ich mit meinem Arbeitgeber hatte.
In den ersten Tagen hieß es zunächst Ankommen und wieder im Netz einklinken. Jetzt erschien ich wieder auf dem Radar meiner Kunden.
Während meine Schwester sich daheim den Pelz bräunte und die meisten Jungs meiner Crew im "Selbststudium" nur becherten war ich jetzt wieder im 8-Stunden-Job. Ich richtete die Technik wieder ein, machte mich mit Neuerungen vertraut und vereinbarte die ersten Termine. Zwischendurch huldigte ich der Kaffemaschine des Büros durch tägliche Pilgerreisen. Das Ding war von WMF und konnte richtig guten Chocochino machen. Was will man mehr. Und auch das Arbeitsklima war wieder angenehm wie eh und je. Jetzt konnte also wieder der Umsatz reingeholt werden.
Apropos Umsatz, als ich anfing, Werbung auf meinem Block zu zeigen, hatte mir ein Kumpel schon eine goldene Zukunft prophezeit. Mit Fame, viel Geld, dicken Villen und Sonnenbrillen. Um hier mal "maximale Transparenz" (wie unser aller Andi sagen würde) zu schaffen: Mein Umsatz lag zur Zeit bei unfassbaren 68 Cent. Also doch eher Renault Clio.
Das lange Pfingstwochenende verbrachte ich mit privaten Projekten, zum Beispiel bügelte ich die Stimme einer Freundin für ein Uniprojekt glatt. Noch ein paar Spritzer Autotune, voilà, fertig war ein Song über Corona. Warum auch immer sie das als Studentin der sozialen Arbeit machen musste.
Dann ging es beruflich weiter, zwischen den ersten Aufregern über ein paar Kunden hatte ich vor allem das Glück mich wieder in neue Themen einarbeiten zu können. Das hielt den Kopf in Schwung und belebte den Alltag.
Ich vertrete die Ansicht, dass man regelmäßig aus der Lethargie des Alltags ausbrechen sollte. Sich selbst spontan ein Eis zu gönnen, reicht da meist aus. In jedem Fall halte ich es für sinvoll, nicht in einer Monotonie zu versinken. Das Thema hatte ich neulich auch mit der "The Office" Filmeabendfreundin. Schönes Wort im Übrigen.
Um also dem sich anbahnenden Trott des Bürolebens zu entkommen hatte ich am letzten Freitag eine Führung durch das Reichstagsgebäude des Deutschen Bundestages. Ich wollte ja auch mal wissen, wohin die Steuern, welche ich bis jetzt erfolgreich absetzen konnte, geflossen wären. Es war schon ein imposantes Bauwerk. Seltsamerweise wirkte es von innen sogar noch größer als von außen und strahlte, wie es sich gehörte, einen Hauch von Macht aus. Und eine zeitlose Eleganz, auch wenn mir mein bester Kumpel, seines Zeichens angehender Architekt, da widersprach.
An den letzten beiden Samstagen ging dann endlich die Partysaison wieder los. Na also, so muss das doch.
Nummer eins war eine klassische Männerparty mit dick Grillfleisch und Rage Cage Runden. In einem Nachbarort, zu dem ich mich fahren ließ.
Nummer zwei etwas gediegener, dafür im eigenen Ort. Und das hieß, dass ich mich nicht zurückhalten musste, da ich ja im Auto keinen guten Eindruck mehr machen brauchte.
Mit den Jungs meiner Crew leerten wir Bacardi Razz und blieben geschlagene zehn Stunden am Feuer im Garten. Zum krönenden Abschluss stopfte ich mir noch eine Tüte Nachos rein, dann ging es mit einem Kumpel wieder in die eigene Siedlung. Es war schon halb fünf und heller als am wolkenbedeckten Vorabend. Das liebte ich am Sommer.
Mein Kumpel hatte noch die Idee, wir könnten ja noch schnell baden gehen. Also hielten wir zu Hause an und holten Sachen.
"Deine Eltern halten dich doch locker für irre" meinte er. Ich schlich mich rein, um meinen Kram zusammenzusuchen. Papa wurde wach:
"Ach, ihr seid doch bekloppt". Dann legte er sich wieder hin. Ich musste ihm aber widersprechen, denn der Anblick, der sich uns im Wasser bot, war einmalig.
Die Sonne ging gerade auf, ein Schwanenpärchen erwachte grad und wir hatten den ganzen See für uns. Die Wolken färbten sich langsam und der Himmel im Westen war schon blau. Eine herrliche Kulisse und gerne wäre ich weitergeschwommen. Aber bei meinen -5% Fettanteil fror ich jetzt schon. Bibbernd schwamm ich bald zurück zum Ufer und schoss noch ein Foto vom Sonnenaufgang. Und war dabei dankbar für die Bildstabilisierung, denn ruhighalten konnte ich meine Hand nicht mehr.
Dann ging wirklich jeder von uns heim. Viertel sechs, da stand manch anderer schon auf. Ich hielt in der Siedlung nochmal an und ließ mir die Tüte Nachos noch einmal durch den Kopf gehen.
Memo an mich: Alkohol, kaltes Wasser und fettige Nachos vertragen sich nicht. Aber wenigstens war mir das nicht auf dem heimischen Grundstück passiert, meine Schwester hätte mich ja gemobbt.
Ich schlief wesentlich weniger als erwartet. Kurz nach zehn war ich zum zweiten Mal wach und blieb es dann auch. Den Sonntag verbrachte ich mit dem Elan eines Faultiers, von Videoprojekten mal abgesehen. Wir grillten mit der Familie, irgendwie wurde hier durchgängig gegönnt. Am Abend überrollte mich, völlig ohne Vorwarnung, eine Prise Summertime Sadness. Vermutlich auch im Nachgang zur Party gestern, bestimmt als Kontrastprogramm zu sehen. Ich fuhr ewig mit Inlinern und hörte meine thematisch passende Playlist. Genau für diese paar Tage hatte ich die ja.
So viel ich wieder erlebt hatte, so schnell war auch das Wochenende vorbei. Gestern und heute war ich also schon wieder arbeiten. Und um meinen Traum von Fame viel Geld nicht ganz zu verlieren ende ich mit dem Aufruf:
Kommt in den Mailverteiler, klickt it like it's hot. Und vor allem, genießt die schönen Tage!