Ich habe den Krieg mit meinem Internet gewonnen! Der Router hat einfach eingesehen, wer der Babo ist (hatte Angst vor der Verschrottung) und macht seine Arbeit. Danke auch an meinen Kumpel, der mir die Netzwerkkarte mit den dicken Antennen empfohlen hatte.
Mein letzter Artikel wurde im Livestream eines Kumpels rezensiert und während ich noch auf dessen Podcast warte, traten mir die ersten die Tür ein und verlangten neue Blogeinträge. Metaphorisch gesprochen. Ich lag auf dem Sofa (nicht metaphorisch gesprochen) und erwiderte "Passiert doch eh nüscht".
Lasse ich die letzten Wochen Revue passieren, ist das nicht wirklich zutreffend.
Am Wochenende nach Ostern besuchten wir unsere Großeltern. Wie üblich fuhren wir mit Auto nach Sachsen-Anhalt, das war komfortabler und schneller. Die Bahn wies sowieso darauf hin, man solle auf "alle unvermeidbaren Reisen" verzichten. Wobei das bei dem Konzern immer praktiziert wurde. Wenn ihr schon vorher unzuverlässig wart, ist Corona keine Ausrede, es jetzt auch zu sein. Dann könnte ich auch sagen, es ist Pandemie, es passiert eh nichts, um mich vorm Bloggen zu drücken...
Wobei komfortabel auch nichts heißt, wenn es um die deutschen Autobahnen geht. Wir hatten Glück, es war kaum was los. Zumindest auf unserer Spur, die Gegenfahrbahn war voll mit Transportern, die Klopapier nach Berlin brachten. Aber wenn wir in stockenden Verkehr gerieten, dann immer auf einer zweispurigen Strecke. Oder, wenn doch mal mehr Spuren gewesen wären, in einer Baustelle. Die natürlich jetzt nicht abgebaut wurde, nein, sie war einfach nur nicht besetzt.
Vermutlich seit Wochen. Oder die Arbeiter machen Homeoffice, das wäre ein durchaus interessantes Konzept. Wir kamen unversehrt und mit halbwegs intakten Nerven an. Bei meinen Großeltern gab es Kuchen. Immer! Es gibt bei ihnen immer Kuchen oder Mittag, egal zu welcher Tageszeit wir dort aufschlagen. Es ist manchmal schön, wenn sich Klischees bewahrheiten.
Die folgenden Wochen verbrachte ich mit Webdesign für den Papa einer Mitschülerin und mit meinem Musikprogramm. Nachdem das Keyboard - manchmal - schon mit mir kooperierte, konnte ich schon die ersten Stücke Kreativität auf die Festplatte kloppen.
Zwischendurch war natürlich auch wieder Uni, wie gewohnt in den mehr, eher weniger, spannenden Online-Vorlesungen. Das zog sich drei Wochen so hin. Wenigstens wurden die sommerlichen Temperaturen von allerhand Regen abgelöst, da ließ es sich leichter ertragen, nur daheim zu sitzen. Mau war nur, dass wir den Pool aufgebaut hatten und der mit jedem Regen weiter abkühlte.
Im Mai wurde alles schon wieder wie früher. Die Leute demonstrierten, ich hörte auf, jeden Tag die Fallzahlen zu googeln und fuhr sogar einen Tag ins Büro meines Arbeitgebers nach Berlin. Mit Maske. Man kam sich nur im ersten Moment bescheuert vor.
Auch heißt es wieder „America First“, bei den Fallzahlen und eine Mitschülerin, die dort im Auslandsjahr ist, schickte mir großartige Fotos und klagte über das Chaos. In unserem Einkaufszentrum durften die Läden wieder öffnen. Auch wenn es bislang die wenigsten taten. Und auch nur bis 800 qm. Was für skurrile Szenen sorgte:
Im Medimaxx sperrten sie einfach mal die Hälfte der Fläche. Ich wollte nach Handys schauen und durfte nur bis zum Absperrband. Na geil, aber Hauptsache ich kann mir Kühlschränke ansehen. Wer braucht denn jetzt Kühlschränke, aber kein Smartphone? Oder einen PC fürs Homeoffice.
In meiner restlichen Zeit wurde es aber immer besser. Ich konnte die erste Radtour mit einem Kumpel machen, nur echt mit Döner und Bier versteht sich, und eine Freundin besuchen. Eigentlich die größte Weltenbummlerin die ich kenne, jetzt war sie wohl oder übel auch mal in ihrer Heimat. Ich war froh drüber.
In den letzten Tagen holte mich dann tatsächlich noch die gut prokrastinierte Uni wieder ein. Es mussten Projektarbeiten fertig gemacht, formatiert und verbessert werden. Am Freitag hatte ich zwei Onlineklausuren und die liefen natürlich genauso ab, wie von den Professoren erwartet.
Jeder arbeitete ruhig und gesittet für sich allein und die kontextbasierte Suche wurde natürlich ebenso wenig genutzt wie WhatsApp.
Zumindest gab es keine Verbindungsprobleme und wenn jeder den Erörterungen des Gruppenchats gefolgt war, hatten wir entweder alle bestanden oder durften geschlossen nachschreiben. Wenn das mal keine Aussichten waren.
Jetzt blieben mir noch zwei Tage, meinen Biorhythmus wieder auf Vordermann zu bringen, bevor ich tatsächlich wieder arbeiten gehen würde. Also so richtig arbeiten. Ich war gespannt.