Es hatte ja auch keiner gesagt, dass es einfach werden würde. Es war ein Partyurlaub zu erwarten, als meine Jungs, eine Gruppe vieler männlicher Kumpels, mich fragten ob ich über Pfingsten mit ihnen nach Bulgarien an den Goldstrand fliegen würde. Denn das Pfingstwochenende began genau zwei Tage nachdem meine Freundin und ich aus London zurückkommen wollten. Ich sagte trotzdem zu. Zum einen würde es der einzige gemeinsame Urlaub mit der Truppe sein, zum anderen, naja, hatte eben auch keiner gesagt, dass es einfach werden würde.
Der Rest der Mannschaft wollte sogar schon am Mittwoch losfliegen, das passte für mich nun wirklich nicht. Denn ich kam Mittwoch Abend ja erst wieder in Berlin an und hatte Donnerstag auch noch Uni sowie Freitag Arbeit. Aber Samstag früh sollte ein Flug gehen, ganz früh am Morgen. Den wollte ich nehmen.
Ich saß also bereits drei Tage nach meiner Ankunft aus London wieder im Flieger, um meinen Jungs Richtung Bulgarien zu folgen. In der Gruppe hatte ich bereits etliche Impressionen der dort stattfindenden Partys mitbekommen und war, nun ja, gespannt, wer noch wie lange durchhalten könne.
Zumindest ich kam ja jetzt mit frischer Energie an, aber die anderen hatten sich schon arg verausgabt. Ich würde also sagen, taktischer Vorteil soweit. Um 5:30 ging mein Flug, mit Zeitverschiebung war ich dann schon halb 9 in Warna.
Ich war das erste Mal mit SundAir hierher geflogen und muss sagen, ich war positiv überrascht. Hatte einen sehr guten Sitzplatz am Fenster und als die Dame vom Check-In sah wie groß ich war sogar am Notausgang bekommen, also mit mehr Beinfreiheit.
Und ich hatte außerdem auch noch den Mittelsitz frei, sodass ich mich hinlegen konnte. Perfekt!
Warna lag in der Nähe des für seine Partymeilen bekannten Goldstrands, von hier aus nahm ich ein Taxi.
Die Stadt selbst war allerdings ungefähr so spannend wie Berlin-Kreuzberg. Etliche Neubaublöcke säumten die Straßen, doch von Zeit zu Zeit gab es aber durchaus den einen oder anderen Lichtblick. Etwa eine sehr schöne russisch-orthodoxe Kirche oder eine groß angelegte moderne Bürogegend. Immerhin wurden einige Anstrengungen übernommen, um die Stadt lebenswert zu halten. Bereits um die Zeit waren viele Leute unterwegs, von Angestellten bis Müllautos und einige Touris, die durch die Parks liefen. Trotz des wolkigen Wetters, denn leider war es aktuell noch nicht sonderlich sonnig. Aber wenigstens auch nicht frisch, eher schwül warm.
Im Hotel angekommen folgte erstmal etwas Ernüchterung. Sicher hatte ich nie erwartet, dass dieses Hotel mit einem Marriott, schon gar in London mithalten könne. Aber obwohl ich mit niedrigen Erwartungen hergekommen war, wurde ich dennoch etwas enttäuscht.
Der Hotelkomplex war relativ alt, das ganze wirkte wie ein Plattenbau, der mit den Jahren um den Poolbereich und das Restaurant erweitert worden war. Außerdem war es sehr sehr voll und, was am schlimmsten war, es roch. Überall hing entweder der Geruch von Frittierfett oder von Zigarettenrauch in der Luft. Letzteres erklärte sich dann zumindest für mich, als ich mitbekam, dass die Reinigungskräfte draußen auf der Feuertreppe saßen und Todrauchen spielten.
Nun ja, ich war ja auch nicht hier, um in den Zimmern herumzusitzen. Oder in den Gängen. Oder irgendwo im Hotel. Aaber, mein Zimmer war eigentlich ganz schön. Sauber, frei von Rauchgeruch, Ein neues Bett, eine nette Aussicht und vor allem hatte ich es für mich alleine, da ich ja jetzt erst nachträglich angereist war. Dazu kam der entsprechend günstige Preis, obwohl ich das Doppelzimmer alleine hatte, zahlte ich für die zwei Übernachtungen nur etwa 90 Euro. Darin war auch schon die gesamte Verpflegung enthalten, denn das Hotel war komplett All-Inclusive.
Ich konnte mir jederzeit im Restaurant oder an der Poolbar eine Waffel, einen Burger oder ein paar Pommes holen. Von diesen Sachen kam dann übrigens auch der Geruch nach Frittierfett, hier schloss sich also der Kreis. Und außerdem gingen sämtliche Drinks, alkoholisch, nicht alkoholisch, jederzeit aufs Haus.
Das konnte ja etwas werden.
Ich checkte ein und bekam schon mal mein Bändchen. Damit war das All-Inclusive Programm jetzt für mich freigeschaltet. Da mein Zimmer aber erst gegen 14 Uhr bereit sein würde stellte ich meinen Rucksack ab, indem ich einen der Jungs anschrieb und ihn in dessen Zimmer deponierte, quatschte dort kurz und wollte dann die Strandgegend erkunden.
Es war noch immer sehr früh, die Straßen waren leer. Auch unten in der Strandgegend war, wie erwartet, noch gar nichts los. Draußen war es schwül, warm, aber leicht windig. Also eigentlich sehr angenehm. Hin und wieder spürte man die feine Brise vom Wasser herüberwehen und ich hatte das Gefühl, manchmal den ein oder anderen Tropfen abbekommen zu haben.
In der Nähe gab es einige Souvenirshops und eine Biermeile, aus der aus lauten und unfassbar nervigen Lautsprechern noch viel nervigere Schlagermusik gespielt wurde.
Vielleicht lag es auch daran, dass ich noch nüchtern war, aber hier sagte es mir nicht zu.
Ich ging also weiter in Richtung Norden, wo es ein Riesenrad und eine kleine Landzunge gab. Die Stelle war schon besser geeignet, um sich hinzusetzen und etwas auf das schwarze Meer zu schauen. Als Bonuspunkt kam dazu, dass um diese Zeit noch niemand Geld für die Liegen oder Schirme verlangte. Also setzte ich mich nieder und schrieb zu diesem Zeitpunkte an meinem Blogeintrag über London. Machte sich ja auch nicht von selbst, die Arbeit.
Erst später, so um die Mittagszeit wurde der Rest der Truppe wach. Die meisten hatten meine Ankunft noch nichtmal mitbekommen. Dann besprachen wir das Programm für den Rest des Abends. Am Partystrand sollte nachher eine Party steigen, da gab es wohl so einen Open-Air Club. Am Abend dann in den Schlagertempel, den ich vorhin ja schon gehört hatte.
Nun gut, auf ging es. Das Open Air war relativ dröge, denn man konnte nicht in den (auf dem Gelände befindlichen) Pool springen, dafür war das Wetter zu frisch. Die Musik aber war oke und vor allem gab es auch hier eine Getränkeflat. Nach zwei Stunden war ich durch mit dem Leben und ging zurück zum Hotel. Dort legte ich dann einen etwa ebenso langen Nap ein, schon war es Zeit fürs Abendbrot.
Das Buffet hier war vernünftig, aber nicht herausragend. Es machte aber satt und legte eine gute Grundlage für den Schlager. Der war dann tatsächlich, auch weil ich mir vom Hotel noch zwei Drinks für den Weg mitnahm, echt gut. Super Stimmung, günstiges Bier und gut was los. Irgendwann fand ich mich mit einigen meiner Kumpels auf einem der Tische tanzend wieder. Das war richtig cool! Denn ich konnte die Menge unten anheizen und hatte gleichzeitig alles im Blick. Zudem hatten wir dadurch quasi unsere eigene kleine Privatbühne.
Die Party ging bis etwa um 2, dann musste ich meinen Kumpel stützend nach Hause bringen. Ich war auch nicht mehr ganz nüchtern und schlief kurzzeitig sogar in der Wanne des Zimmers ein, schaffte es dann aber noch bis in mein Bett.
Der nächste Tag begann mit einer Nachricht von besagtem Kumpel im Gruppenchat: "Leute, ich schaffs heute nicht. Lasst mich zurück". Aber er war nicht der einzige, der durch war. Allgemein begann es erstmal spät. Ich konnte mich noch am ehesten aufraffen. Dennoch verbrachten wir den Vormittag ganz ruhig. Zwar nicht am Pool, denn heute war es wirklich kalt, dafür aber mit Karten und ein paar leichten Drinks (außer für meinen Kumpel).
Am Nachmittag gingen wir ins Casino, das lag in einem schicken Hotel direkt am Strand. Ein paar der Jungs gewannen sogar ein paar Lewa. Ich spielte allerdings nicht mit, sah nur zu und testete die Bar aus. Dann wieder das Abendprogramm, zuerst gingen wir aber schicker essen als gestern und setzten uns mit einem Eimer an den Strand. Ich meine damit natürlich den mit Cocktails gefüllten fünf Liter Eimer, in den diverse Strohalme gesteckt waren.
Das war eine sehr lustige und schöne Runde. Denn zum einen quatschten wir eine ganze Menge Blödsinn, zum anderen versuchte man sich auch ständig gegenseitig zu einem Schluck aus dem Eimer zu überreden, und schaukelte sich so hoch.
Nach dem Schlager macht ich mich, dieses Mal alleine, ich war am längsten geblieben, zurück zum Hotel. Beim Casino war noch viel Betrieb, dort fand heute ein Abiball statt. Und auch das Burgerrestaurant daneben hatte noch geöffnet. Dieses war von den Jungs häufiger gelobt worden und weil ich ein bisschen Fett zum Aufsaugen des Alkohols gut gebrauchen konnte hielt ich an und kaufte mir einen Cheeseburger. Eine sehr gute Idee! Denn nicht nur saugte er wie erwartet den Alkohol auf, ich setzte mich beim Essen auch auf den bestmöglichen Spot. Das Dach des Hotels. Am Vormittag hatte ich herausgefunden, dass man das über die Feuertreppe erreichen konnte und jetzt im dunkeln hatte man hier aus einen tollen Blick über das Strandgebiet. Ich aß genüsslich und ging dann schlafen.
Am Montag passiert dann nicht mehr viel. Ich spielte eine Runde BlackJack im Casino, verlor aber. Tja, Pech im Spiel, Glück in der Liebe. Und wir kauften Essen und Soviniers in einem Laden, dessen Designer sich eindeutig an Lidl bedient hatten. Jedoch immer noch nicht so dreist wie die Leute, die hier einen Supermarkt namens "Aldo" betrieben.
Und am Abend ging es dann schon wieder zurück. Ein kurzer und intensiver Partyurlaub lag hinter mir, kulturell nicht wertvoll, aber mit toller Gesellschaft und vielen Drinks. Auch wenn wir nicht gemeinsam mehr wegflogen in diesem Jahr, so würde der Sommer sicherlich noch viele Gelegenheiten für solche Abende bieten. Ich freute mich schon sehr darauf.