Ich ging mit sehr großen Erwartungen an diesen Urlaub. Die letzte ‘große’ Weltausstellung fand 2015 in Mailand statt, leider war ich damals noch zu jung zum Reisen. So auch 2017 bei der letzten ‘kleinen’ Expo in Kasachstan. Aber 2020 sollte es dann endlich für mich so weit sein. Dubai, als Austragungsort der nächsten ‘großen’ Expo, wurde eh von vielen als Urlaubsziel empfohlen und als recht moderne Stadt erschien es mir auch eine sehr passende Wahl für die Weltausstellung. Nun und dann kam Corona und die Expo 2020 wurde um ein Jahr verschoben. Neuer Starttermin: Oktober 2021.
Ein kurzer Exkurs, um zu erklären, was die Expo - oder Weltausstellung - überhaupt ist. Diese Ausstellungen dienen dem Austausch von (nach Möglichkeit) allen Ländern der Welt, wobei jedes Land einen Pavillon errichtet oder erhält und dort zeigt, was es kulturell, technisch und touristisch so auszeichnet. Eine Repräsentation und zugleich Zurschaustellung des eigenen Landes also. Zusätzlich gibt es immer eine Art Motto oder gewisse Überthemen, die die Pavillons und das Areal an sich aufgreifen und verarbeiten. Es gibt zwei Arten von diesen Ausstellungen. Die ‘großen’ oder registrierten Weltausstellungen haben Themen von globalem Interesse, finden alle 5 Jahre in verschiedenen Städten statt und dauern bis zu sechs Monate. Das Areal dieser Ausstellungen kann beliebig groß sein und die meisten Länder errichten ihre Pavillons hier selbst.
‘Kleine’ oder anerkannte Weltausstellungen finden zwischen ihren großen Brüdern statt, haben ein spezifischeres Thema, dauern nur drei Monate und befinden sich auf einem Areal von “nur” bis zu 25 Hektar. Auch wird hier den Teilnehmern der Ausstellungsraum meist vorab zur Verfügung gestellt.
Bei dem Spektakel in Dubai handelte es sich aber um eine ‘große’ Weltausstellung. Sie findet auf einem Gebiet von knapp 440 Hektar statt und da ich Vergleiche genauso liebe wie ihr: Das entspricht ungefähr der Fläche von 616 Fußballfeldern, oder in etwa der 0,004fachen Fläche Berlins. Schon ziemlich üppig. Aber in Dubai gab es ja nicht nur die Expo…
Bevor wir jedoch dieses Emirat erkunden konnten, mussten wir uns erstmal mit den Einreiseformalitäten auseinandersetzen. Wir, das hieß in diesem Fall ein Kumpel und ich. Wir reisten zusammen, was gut passte, da er genauso technikbegeistert ist wie ich. Und das bot sich bei einer solchen Ausstellung natürlich an. Im Vorfeld buchten wir bereits Ausflüge und Tickets, Flüge und Hotel.
Zur endgültigen Einreise fehlte uns aber noch ein PCR-Test. Keine große Sache und auch nichts Neues so weit. Doch Omikron krauchte zurzeit wirklich überall herum und gerade bei meiner Mama auf Arbeit (Kinderstation eines Krankenhauses) steckten sich wirklich immer mehr und mehr an. Ich war also vorher ziemlich nervös und hatte gefühlt auch noch nie einen raueren Hals als vor dem Test. Tags drauf warteten mein Kumpel und ich dann bis zum Abend, zunehmend panischer versteht sich, bis das Ergebnis endlich ankam. Zum Glück negativ, die Reise konnte beginnen.
Diese führte uns erst von Berlin aus nach Frankfurt, von da aus ging der Flug nonstop nach Dubai. Ich hatte damit gerechnet, dass wirklich alle Dinge, die eine Schiene auch nur im Entferntesten blockieren konnten, heute auf dem Weg zum Flughafen lagen. Doch die Sorge war genauso unbegründet, wie zuvor beim Testcenter. Sicher erreichten wir den Frankfurter Flughafen und saßen, nach kleiner Verspätung, in der Maschine Richtung arabischer Golf. Ich war zuvor nie mit Emirates geflogen und nur einmal außereuropäisch, doch die Strecke verlief sehr angenehm. Ich hatte einen Platz in der Mitte frei zum Schlafen, das Essen war erstaunlich gut und das Ambiente der Boing sehr schick.
Der Flug hatte eine sehr gute Zeit. Er selbst dauerte sechs Stunden, mit Zeitverschiebung waren wir aber etwa 9 Stunden später am Ziel. Da wir abends abgeflogen waren, begann in Dubai grad der neue Tag, wir konnten direkt starten.
Naja fast. Erst ging es für uns zum Hotel, die Koffer loswerden und (schlafen in einem Flugzeug ist einfach nicht das Wahre) doch nochmal kurz zu Kräften kommen. Die Strecke fuhren wir mit dem Taxi, davon gab es hier mehr als genug und sie waren allesamt total günstig.
Auf dem Weg erhoben sich an den Seiten der sechsspurigen (!) Autobahn bereits die ersten Wolkenkratzer. Es war trotz der frühen Morgenstunden bereits warm und sehr sonnig und im Licht tanzten die Bauten und wetteiferten, Fassaden an Fassaden, um die Aufmerksamkeit der Touristen. In der Ferne ragte, deutlich über den anderen Häusern, der Burj Khalifa. Und ganz in dessen Nähe kam das Taxi schließlich an unserem Hotel an.
Wir checkten ein, machten eine Pause, tranken einen Kaffee. Dann ging es schon wieder los. Das Programm für unseren Urlaub war wirklich straff.
Erster Punkt: eine Tour durch die Altstadt. In einer kleinen Gruppe mit einem seltsamen Münchener (mit VIEL zu junger Freundin) und einer taffen älteren Britin (die ich für das Reisen in ihrem hohen Alter bewunderte) schlenderten wir durch die (wenigen) Gebäude Dubais, die noch zum historischen Kern gehörten, kamen von da aus über mehrere Märkte, überquerten den Hauptfluss der Stadt (den Dubai Creek) in einem kleinen Floß und endeten schließlich am Gewürz- und Goldmarkt der Stadt.
Am Abend fuhren wir dann rauf auf den Burj Khalifa, oder zumindest auf etwa zwei Drittel der Gesamthöhe. Aber da diese auch die Antenne mit einschließt, befanden wir uns mit 555 Metern schon fast am oberen Ende der nutzbaren Stockwerke. Die Aussicht war surreal. Die Skyline der Stadt, es war bereits lange nach Sonnenuntergang, glänzte bis fast zum Horizont. Einzig ein dunkler Streifen deutete an, wo sich der Dubai Creek und später der arabische Golf befand. Die Autobahnen und Straßen leuchteten in Gold, die vielen, vielen Hochhäuser in Weiß. Alles wirkte von hier oben so klein, so weit weg.
Eine ganze Weile genossen wir diesen Anblick, bevor uns der Aufzug nach unten brachte und wir dort noch die Show der tanzenden Springbrunnen anschauen konnten. Schon war der erste Tag vorbei.
Die nächsten zwei Tage verbrachten wir dann auf der Weltausstellung. Zwei wirklich anstrengende, aber sehr interessante Tage. Erst im Nachhinein habe ich die meisten der Pavillons und Ausstellungen so richtig verarbeitet. Denn währenddessen war es oft so, dass wir aus einem Land herauskamen und direkt in das nächste gingen, um keine Zeit zu verschwenden. Richtig reflektieren konnte man vieles erst im Nachgang.
Die Länder nutzten ihre Fläche im Prinzip auf dreierlei Weise. Es gab diverse Präsentationen zu den titelgebenden Mottos der Expo: Mobilität, Nachhaltigkeit und Möglichkeiten. Dann wurde auf die wirtschaftlichen Möglichkeiten des Landes aufmerksam gemacht, zum Beispiel zum Stand der Medizintechnik oder der Umschlagkraft der Häfen. Ganz interessant wirkte aber auch irgendwie immer wie Schleichwerbung. Andererseits, bei so vielen internationalen Gästen war es nie verkehrt, ein paar Investoren abzugreifen.
Dazu aber drittens: Hauptsächlich wurden Präsentationen zum eigenen Land gezeigt, ganz oft wurde dabei auf Videoleinwände zurückgegriffen, die eine ganze Wand oder gar einen ganzen Raum ausfüllen konnten. Der Pavillon von Vietnam war da zum Beispiel sehr cool, mit einer bewegenden Plattform und den Leinwänden an Wänden und Decke wurde dort der Eindruck erweckt, man säße auf einer Drohne, die durch das Land flog. Aber auch Nebel, Wasserfälle oder Pflanzen waren ein sehr beliebtes Stilmittel. Italien, die Niederlande und Singapur hatten ganze Gärten in ihrem Pavillon, die Schweiz wiederum hatte die ersten Stockwerke ihrer Ausstellung in dichten Nebel gehüllt, aus dem man langsam emporstieg, wie als wäre man wirklich dort und würde einen Berg besteigen. Denn ja, die meisten der größeren Pavillons waren Mehrstöckig.
Auch aus Holz wurde viel gebaut, die Pavillons von Brasilien, Polen und Marokko stachen da besonders hervor. Der Pavillon von Schweden war auch aus schönem Holz, sah aber irgendwie nach IKEA aus. Auch von der Farbgebung her. Den hatten sie sicherlich in fünf Kartons und mit nur einem einzigen Schraubenzieher zusammenbauen müssen.
Vor dem deutschen Pavillon stand erstmal eine richtig fette Schlange. Das gehörte selbstverständlich schon zur Experience, wer einmal auf dem Amt oder im Freizeitpark war, weiß, wir lieben Anstehen. Mein Kumpel erbarmte sich, stellte sich an und ich konnte in der Wartezeit in den italienischen Pavillon. Grazie mille!
Nachdem wir dann endlich reinkamen wurde uns aber durchaus etwas geboten. Das inoffizielle Motto der deutschen Präsenz war „Campus Germany“ und wie bei einer Uni bestand der Pavillon aus mehreren Modulen, die miteinander verbunden waren und sich jeweils um andere Themen drehten. Nachhaltige Städte, erneuerbare Energien, Chancengleichheit, kurz, ein breites Spektrum.
An vielen anderen Pavillons mussten wir zum Glück nicht so lange stehen. Denn es gab die Möglichkeit, sich über die Expo-App einen virtuellen Platz in der Schlage eines Pavillons für eine bestimmte Zeit zu buchen. Kam man dann zu dieser Zeit konnte man die wartenden Massen überspringen und durfte direkt rein. Am Pavillon der Vereinigten Arabischen Emirate (zu denen ja auch Dubai gehörte) sparte uns das etwa 90 Minuten an Wartezeit. Deren Pavillon war im Übrigen auch sehr schön, hohe Berge aus Sand waren im Inneren aufgeschüttet, auf diese wurden Geschichte, Gegenwart und eine Zukunft des Golfstaats projiziert.
In den beiden Tagen nach der Weltausstellung waren wir dann in Dubai unterwegs. Wir machten eine Fototour, die uns quer durch die Stadt führte, unter anderem auf die künstlich aufgeschüttete Palmeninsel und zum Palast des Scheichs. Am Abend fuhren wir dann mit dem 250 Meter hohen Riesenrad am Fuße der Palmeninsel. Das ist (natürlich…) auch das höchste seiner Art weltweit.
Und es ging selbstverständlich einen Vormittag lang in die Wüste. Darauf war ich persönlich auch echt gespannt, besonders wie diese im Vergleich zur Wüste Fuerteventuras aussehen würde. Wir wurden mit einem schicken Jeep vom Hotel abgeholt und fuhren dann etwa eine dreiviertel Stunde aus der Stadt heraus. Der Übergang war ziemlich abrupt, die Häuser wurden sehr plötzlich kleiner und waren dann auch schon ganz verschwunden. Eine richtige Vorstadt gab es hier nicht. Die Landschaft wurde immer karger, bis es dann nur noch Sand gab, soweit das Auge reichte. Wir machten einen Zwischenstopp und ritten eine kleine Runde auf einem Kamel. Eine wackelige Angelegenheit, aber auch eine angenehme Tour. Dann bretterte mein Kumpel auf einem Quad über den Sand, mir war das nichts, ich saß nur als Passagier mit drauf.
Das Highlight war aber die Fahrt im Jeep zum Aussichtspunkt, tiefer in der Wüste. Unser Fahrer ließ es sich nicht nehmen, dabei zu lauter Popmusik und mit hohem Tempo über die Dünen zu düsen. Aber er wusste, was er tat und wir kamen sicher an.
Die Aussicht von dort war märchenhaft. Soweit man schauen konnte sah man nichts, nichts außer Sand und Himmel. In Fuerte war irgendwo immer eine Straße, ein Berg oder das Meer zu erkennen, hier gab es gar nichts. Und genau dieses Fehlen jedes Zeichens der Zivilisation machte den Spot so spannend.
Nach etlichen Fotos und einer Runde Sandboarding ging es wieder zurück. Den Nachmittag verbrachten wir vergleichsweise entspannt, schwammen im Hotelpool und gingen in die riesige Dubai Mall. Die natürlich auch wieder die größte Mall der Welt ist. Musste ja sein…
Für den letzten Tag hatten wir im Vorfeld nichts geplant. Da uns aber die Expo so gut gefiel, „opferten“ wir den Tag dafür und fuhren nochmal hin. Eine gute Entscheidung, denn so hatten wir Zeit, um beispielweise die Pavillons von Mexiko, Japan und Ägypten zu besuchen, die allesamt toll waren, sowie unsere Aufmerksamkeit nochmal auf ein paar kleinere Länder zu richten. Außerdem gab es in den Abendstunden ein spontanes Livekonzert von Coldplay zu bestaunen, ein großartiger Abschluss dieses Urlaubs.
Am nächsten Tag ging es wieder heim. Der Flug verlief reibungslos, nur den Zug mussten wir mehrmals wechseln, da etliche Strecken wegen des Sturmtiefs im Nordosten nicht bedient wurden. Seis drum, jetzt hatten wir Zeit und konnten umsteigen. Zum Glück war uns das nicht auf der Hinfahrt passiert.
Ich habe noch einen kleinen, nunja, nennen wir es Disclaimer. Auch wenn sich Dubai weiter Richtung Westen orientiert, ist es noch keine Demokratie. Überall gab es Kameras, selbst in den Taxis und neben einer unglaublich strengen Drogenpolitik ist auch das Zeigen öffentlicher Zuneigung genauso verboten wie der Besitz von Pornos, ebenso wie das Ausleben von Homosexualität. Das alles betraf mich nicht und ich genoss meinen Urlaub trotzdem voll und ganz. Es ist aber wichtig zu sagen, dass man sich vor einem Besuch dort gut über die geltenden Rechte informieren sollte da diese sehr restriktiv sind, islamisch konservativ geprägt (auch wenn z. B. Frauen dort auch ganz normal arbeiten dürfen und auch sollen. Sex vor der Ehe aber ist beispielsweise weiterhin ein Tabu) und auch durchgesetzt werden.
Ich selbst hatte aber nie ein Problem mit den Ordnungshütern und sie fielen mir, von den ganzen Kameras mal abgesehen, auch nicht auf.
Zuletzt möchte ich anmerken, dass drei oder vier Tage in Dubai selbst locker ausreichen. Wenn also nicht gerade Weltausstellung ist, macht man nichts falsch, wenn man nur einen Kurzurlaub dort bucht und dann weiter- oder zurückreist. Oder wenn man sich dann noch Abu Dhabi anschaut, einen Tag am Strand verbringt oder alles etwas langsamer angehen lässt. Dann ist die Zeit gut angelegt.
Und apropos Zeit, danke dass ihr euch die Zeit genommen habt, diesen doch recht langen Artikel zu lesen. Der nächste wird etwas kürzer und zu einem ganz anderen Thema sein.