Falls mir vor meiner OP jemand gesagt hätte, dass das schon nicht so schlimm sei, ich hätte ihn der dreisten Lüge bezichtigt. Aber ich bin wirklich gut davongekommen. Etwa eine Woche lang musste ich kühlen, aber wirklich unangenehm war die Wange eigentlich nur am ersten und zweiten Tag. Außer meiner besten Freundin und meiner Familie sah mich auch keiner, als ich wie ein halber Hamster aussah. Das war vermutlich gut, denn Fotos davon wird man leider nie wieder los.
Vielleicht trug auch die Tatsache, dass ich die Zahnarzthelferin kannte, dazu bei, dass ich mir wenig Gedanken über den Verlauf zu machen brauchte. Zumindest hat sich sonst niemand vom Personal jeden Tag per WhatsApp nach meinem Befinden erkundigt. Das war wirklich schön.
Und nachdem ich mich also eine Woche von Suppen, Smoothies und Kartoffelbrei ernährt hatte, war ich mit der ersten Hälfte durch. Und sehe der Operation für die linke Backe doch gelassener entgegen.
Im restlichen Januar arbeitete ich weiter und beendete mein Projekt, bevor es wieder an die Uni ging. Überraschenderweise erfreute uns der Februar mit einem massiven Wintereinbruch. Der legte jedoch den Bahnverkehr nahezu lahm. Hätte ja auch niemand mit Schneefall im Winter rechnen können...
Es schneite so viel, dass wir tatsächlich mal wieder den typischen Winteraktivitäten nachgehen konnten. Wenig verwunderlich, dass die Storys aller Bekannten voll waren mit Winterspaziergängen, Schneeengeln und dergleichen. Auch ich ließ mir die Gelegenheit nicht entgehen und baute mit meiner Schwester und einer sehr guten Freundin von mir einen großen Schneemann in den Vorgarten.
Da ich ab Februar wieder Uni hatte und die natürlich wieder von Zuhause aus stattfand, blieb auch genug Zeit, um ein paar Tage später im Nachbarort rodeln zu gehen. Dort musste ich leider doch feststellen, dass ich nicht mehr so grazil den Berg herunterraste wie noch mit 13 Jahren (als zuletzt wirklich viel Schnee lag). Mein Rücken steckte die Unebenheiten des Berges auch nicht mehr so entspannt weg. Naja, kann man nichts machen, das Wetter musste genutzt werden.
Am allermeisten freute es mich aber, dass die Seen unserer Gegend nach ein paar Tagen ausreichend dick zugefroren waren, um darauf laufen und - was viel wichtiger war - Eislaufen zu können. Daran fand ich jedes Jahr großen Gefallen, nur waren die Eishallen bislang wegen des Lockdowns geschlossen gewesen. Nun schien es wirklich, als wolle sich dieses Jahr für seinen Vorgänger revanchieren, denn jetzt konnten wir auf den Seen fahren. Das nutze ich so gut es ging aus. Mit der selben guten Freundin, mit der ich schon den Schneemann gebaut hatte, fuhr ich sogar direkt am Morgen vor ihrer Klausur. Eine miserable Vorbereitung, aber die Gelegenheit zum Eislaufen bekamen wir nunmal deutlich seltener.
Mitten in diesem Temperatur-Tief hatte sich der Valentinstag herangeschlichen und zack, schon war wieder der 14. Februar. Es gab herrliches Wetter, die Seen waren zugefroren und es herrschten perfekte Bedingungen für einen Valentinstagsspaziergang. Das mit dem Wetter war schon in den letzten Jahren immer so gewesen, es war mir wirklich ein Rätsel. Klar, kalt blieb es, aber trotzdem sonnig und windstill. Und gefühlt war es das immer. Dann kamen aus allen Ecken die Pärchen nach draußen und nutzten die kitschigen Bedingungen für noch kitschigere Spaziergänge. Selbstverständlich nicht, ohne diese auf allen Plattformen festzuhalten.
Wie vermutlich unschwer zu erkennen ist, gehöre ich nicht zur Fraktion der Vergebenen. So spare ich mir Anfang Februar zwar immer ein kleines Vermögen für Blumen, denke mir aber auch immer, schön, von dem Tag hast du gar nichts. Ich verbrachte den Sonntag aber auch draußen und wanderte mit einem Wegbier über die Seen. Immerhin.
Doch das Thema Beziehungen ist ja durchaus Eines, über das man mal reden muss!
Und ja, ich weiß, was ihr jetzt denkt, will die Single-Prigle jetzt hier über Beziehungen referieren oder was? Aber hey, wie heißt es so schön, Trainer spielen nicht. Also:
Ich finde, zwei Dinge sind wichtig, um eine Beziehung gut starten zu können. Nicht um sie führen zu können, dazu gehört ne Menge mehr. Aber um sie starten zu können, finde ich (natürlich neben dem offensichtlichen Punkt, dass beide Parteien Gefühle füreinander haben) zwei Sachen entscheidend:
Zum einen sollte man mit sich selbst gut klarkommen. Ich meine, mit sich selbst einigermaßen im Reinen sein. Sonst projiziert man seine eigenen Probleme am Ende noch auf die Beziehung und das tut dieser garantiert nicht gut. Oder denkt immer nur über sich nach und gar nicht an seine bessere Hälfte. Oooder, und den Gedanken finde ich auch interessant, man sieht die Beziehung nur als Notlösung, um seinem eigenen Chaos zu entkommen. Es gibt ja durchaus Leute, die können partout nicht alleine sein. Und okey, an sich kein Problem. Aber ich kannte mal ein Mädel, die wurde von ihrem Freund zweimal (ja zweimal) betrogen und dreimal (ja dreimal) verlassen. Tja und was soll ich euch sagen, die sind jetzt zum vierten Mal zusammen. Da frage ich mich dann schon, ob das eine gesunde Beziehung ist.
Punkt zwei, lasst euch nicht von anderen reinreden. Erst recht nicht von Posts im Internet (oh man, warum kannibalisiere ich meine eigenen Artikel?!).
Wie oft schon, hat man seinen Freunden oder seiner Familie jemanden vorgestellt und die so, nee, das passt ja gar nicht. Tja und dann wird man vielleicht unsicher und lässt es. Ohne zu wissen, ob das nicht die oder der eine gewesen ist.
Oder genau andersherum, wenn Oma zum vierten Mal in dieser Woche anruft und fragt, Kindchen, bist du denn nun endlich vergeben, handelt man vielleicht doch überstürzt und lässt sich auf Leute ein, die einem vielleicht nicht guttun. Diesbezüglich bin ich ja wirklich froh, dass der gesellschaftliche Druck, vergeben sein zu müssen, mittlerweile deutlich später kommt. Zu Zeiten meiner Großeltern war man mit 25 Jahren fast schon durch mit der Lebensplanung. Und wenn das immer noch so wäre, stünden mir vier anstrengende Jahre bevor...
Wobei unsere Generation ja tatkräftige Unterstützung durch die digitale Welt und ihre Möglichkeit bekommt. Allein schon die Chance, jemanden random auf Insta anschreiben zu können. Oder, um noch einen Schritt weiter zu gehen, sein Liebesleben durch digitale Datingapps auf die Sprünge helfen zu können.
Wobei, nach allem was ich von meinem Freundeskreis gehört habe, die Erfolgsquote bei Tinder und Konsorten sehr unterschiedlich sein kann. Das geht von "Hab das durchgespielt, easyy" bis "Ich kenne Backsteine, die mehr Matches bekommen". Wobei ich sogar wirklich glaube, die Masche mit dem Backstein könnte klappen. Denn derlei Apps sind ein Mikrokosmos, auf dem sicherlich auch die klassischen Schönheitsideale gelten, aber der dennoch seine ganz eigenen Regeln hat. Und ja, auch ich wagte vor einer Weile mal einen Blick in diesen Kosmos, überrascht und amüsiert wen ich dort alles vorfand. Ein paar bekannte Gesichter, wobei nicht immer mit Klarnamen gearbeitet wurde. Aber nunja, wer weiß...
Wahrscheinlich auch durch das Internet und die damit einhergehende Modernisierung gibt es meiner Meinung nach auch nicht mehr nur die eine Beziehung.
Klar, die klassische ist noch immer die häufigste. Aber von rein körperlichen Treffen, bis hin zu Fernbeziehungen, die sich nie oder kaum sehen und nur von der Konversation leben. Von offenen Beziehungen oder ganz anderen Konstellationen, das Spektrum hat sich doch arg erweitert. Und das ist natürlich auch gut so, denn mehr Optionen bedeuten, dass mehr Leute, dass mehr Paare genau die perfekte für sich finden. Und darauf soll es ja hinauslaufen.
Denn in dieser Flut an Möglichkeiten hege ich daher keinen Zweifel, das jeder Topf früher oder später den passenden Deckel findet. Mich natürlich eingeschlossen.
Bis dahin muss ich mir eben noch als Unbeteiligter die ganzen Valentintags-Storys ansehen.
Schon am Montag hatte ich die ja alle überstanden. Nur schade, dass mit den Posts der ganzen Pärchen auch der Winter verschwand und es zu tauen begann. Schon liegt der erste Hauch von Frühling in der Luft. Bleiben wir gespannt, ob er sich halten wird.
Genug des Deep-Talks für einen Post. Man liest sich!