Gleich fällt der Motor von Wagen 5 raus! Aber, wir sind doch Wagen Nummer 5?!

Dreimal dürft ihr raten. Nachdem ich die Klammern des Bootsunfall loswurde und zumindest einen Großteil des Septembers in der Heimat verbrachte, zog es mich im Oktober doch nochmal in den Süden. Mehr oder weniger geplant, aber die unerwartete Reise war eine wirklich schöne.

Ich habe einiges aufzuholen. Umso überraschter war ich, 23 neue Leser im letzten Monat gehabt zu haben, obwohl in der Zeit hier nichts passiert ist. Aber solange ihr euch nicht an meiner Definition von "regelmäßig" stört, Herzlich Willkommen! Vielleicht sollte ich mal die "Über mich"-Seite updaten...

Wie dem auch sei, es hat sich Einiges getan. Zwar war ich häufig mit Arbeit und Uni eingespannt, das hielt mich aber nicht davon ab, das eine oder andere Highlight in meinen Alltag einzubauen.

Nummer eins war eine Kurzreise mit meinem besten Kumpel nach Hamburg. Warum es ausgerechnet die Hansestadt wurde, weiß ich gar nicht. Er meinte irgendwann "lass da hin" und ich so "ok". Damit hatte sich das. Wir fuhren mit einem ICE hin und seltsamerweise schaffte es die Deutsche Bahn, uns pünktlich und komfortabel abzusetzen. Gut, dabei waren sie immer noch teurer als easyJet, aber man kann halt nicht alles haben. Unser Apartment war schön, noch besser war allerdings die Nachbarschaft. Wenn du in Ottmarschen keine Tiefgarage in deiner Villa hattest, warst du quasi schon Unterschicht. Eine ziemliche Parallelgesellschaft, erst recht im Vergleich zur hohen Obdachlosenquote Hamburgs, aber eine beeindruckende Kulisse.

Die Erkundung durch die Stadt absolvierten wir fast nur zu Fuß. Drei Tage am Stück zu laufen, war nicht wirklich geil, doch so sahen wir einfach am meisten. In der Speicherstadt hielten wir uns besonders lange auf, auch da mein Kumpel angehender Architekt war und mir zu jedem Backstein eine Hintergrundstory erzählen konnte. Was er auch tat. Auf dem Programm stand natürlich auch der Pennymarkt auf der Reeperbahn, der hatte ja fast schon einen Kulturstatus. Dort holten wir uns ein Tetrapack Sangria ("Den werde ich mir jetzt einverleiben") und als wir den ausgetrunken hatten, besuchten wir das Miniaturwunderland. Das war nüchtern schon faszinierend, aber mit Sangria intus geradezu beeindruckend.

Die anderen beiden Tage besichtigten wir den Elbtunnel, die Elbphilharmonie und die Siedlung entlang der Alster. Sonntagabend ging es zurück, wieder war der ICE pünktlich.

Ich schrieb bereits in einem früheren Post, dass ich meinen Alltag gerne durch Dinge auflockere, die ich so noch nie gemacht habe. Eine solche Gelegenheit bot sich mir Ende September wieder, als ich am Probebetrieb des BER teilnahm. Eigentlich spielt man da ja nur einen normalen Tag am Flughafen durch, doch die Tatsache, dass ich den chaotischsten Flughafen Deutschlands testen durfte, machte die Sache irgendwie interessant. Es sah ja stark danach aus, als würde er jetzt bald an den Start gehen. Zumindest gab es schon das Go vom TÜV, damit hatte er die heilligste deutsche Instanz passiert. Fehlte eben nur noch der Probezeitraum mit den Komparsen, um alle Abläufe zu trainieren. Und um, so hieß es zumindest, diverse Fehlerquellen im Voraus ausschließen zu können. Wäre nur ironisch, wenn die Sprinkleranlage doch nicht funktioniert und die Hütte beim Testlauf abbrennt. Wundern würde es mich irgendwie nicht.

Cool war der Flughafen aber. Ich kam an, erhielt ein Gepäckstück und eine Bordkarte. Philip Dieckmann hieß ich jetzt und musste nach Gran Canaria. Und so suchte ich mir meinen Weg zur Sicherheitskontrolle, die übrigens schon scharfgeschalten war, und durfte dann zum entlegendsten Gate des ganzen Flughafens laufen. Die Schilder könnten etwas größer sein, aber das hatte wahrscheinlich ästhetische Gründe. Ansonsten war ich sehr zufrieden mit Interieur und Wegführung im neuen Hauptstadtflughafen.

Ein letztes Mal ging es aber noch von Schönefeld aus in den Urlaub. Eigentlich hatte ich Anfang Oktober nach Amsterdam fliegen wollen. Dann kam wieder Corona um die Ecke und easyJet so, nö ist nicht. Aaaber, und das war ein sehr guter Deal: Ich durfte kostenfrei umbuchen. Und das vor allem ohne die Preisdifferenz zahlen zu müssen. Denn so erhielt ich für die 50 Euro für Amsterdam einen deutlich teureren Flug nach Thessaloniki im Austausch. Es ging also wieder nach Griechenland!

Mein Kumpel aus dem Rhodosurlaub meinte erst, er könne nicht mit. Dann schrieb er mir "ich kann dich aber auch nicht alleine nach Griechenland lassen - geht ja nicht klar" und war dabei. Genial, damit war unser Hellas-Duo wieder am Start.
Thessaloniki lag ein gutes Stück westlich von Athen und auch noch etwas nördlicher. Das Klima war für Anfang Oktober aber herrlich, angenehme 27°C bei leichter Bewölkung. Wir sind mitten in der Nacht losgeflogen, kamen dafür aber auch früh an und hatten noch etwas vom Tag. Dieser erste Tag führte uns zum Weißen Turm, einem Wahrzeichen ganz in der Nähe des Aristotelous Square, auf dem unser Airbnb lag. Ein Apartment mit einer herrlichen Dachterrasse, da hatten wir Glück bei der Buchung gehabt.

Für den zweiten Tag stand eine ganztägige Tour an, in die Berge zu den Klöstern von Meteora. Schon seit dem römischen Reich lebten hier Mönche, die sich zum Schutz vor Verfolgung Höhlen in steilen, mehrere hundert Meter hohe Felsen gebaut hatten. Das allein war schon sehr beeindruckend, aber bei diesen Höhlen war es nicht geblieben. Als das Christentum zur Staatsreligion wurde, bauten die Mönche zahlreiche wunderschöne Klosteranlagen. Wohlgemerkt, auch auf diesen Felsen! Und so musste man teilweise steile Steinstufen hinaufklettern, bevor man die Sicht von einer der Anlagen bewundern konnte. Nicht auszudenken, wie die das damals alles hin- beziehungsweise hinaufbekommen haben.

Mit dieser Tour war ein weiterer Tag verbraucht, abends blieb nur noch Zeit für die obligatorische Pita.

Und auch am nächsten Tag saßen wir im Auto. Zum ersten Mal seit meinem 21. Geburtstag im September (das war übrigens auch noch passiert) wollte ich für mich und meinen Kumpel einen Mietwagen leihen. Der Spaß gestaltete sich schwieriger als erwartet, da ich die bei einem einschlägigen Anbieter nötige Kreditkarte nur als Foto parat hatte. Dieser verweigerte uns also den Wagen, mein Kumpel und ich zogen also los und suchten einen Anbieter, der die Kaution in Bar akzeptierte. Und der unser Geld mehr verdient hatte.


Wir fanden einen. BlueRent war eine kleine Filiale, aber sehr freundlich. Akzeptierte unser Bargeld und gab uns einen Fiat Panda.
Aua. Ich hatte seit dem Madeiraurlaub im letzten Jahr ein Trauma von diesem Auto, seit mein Papa nur mit Mühe mit dieser Karre die Berge hinaufgekommen war. Meine Befürchtungen waren nicht unbegründet, die Schüssel fuhr sich wie ein Ei in der Pfanne. Ab der Autobahn übernahm dankenswerterweise mein Kumpel und ich konnte mich zurücklehnen und navigieren. Er fuhr wirklich gut, ich hatte trotzdem das Gefühl, dass bei jedem Schlagloch der Motor aus dem Ding rausfiel.

Ziel der Reise war Chaldiki, eine Halbinsel im Osten, die aus der Luft aussah wie drei lange Finger. Jeder dieser Finger hatte etwas Besonderes: Finger eins (von Westen nach Osten gesehen) war für sein Nachtleben und seine Hotelanlagen bekannt, Finger zwei für malerische Strände und Nummer drei für alte Klosteranlagen. Den dritten wollten wir auslassen, Kloster hatten wir ja schon, außerdem durfte man die eh nur nach Voranmeldung besichtigen. Eins und Zwei waren eingeplant.

Und schon die erste Insel Kassandra ließ kaum Wünsche offen. Die Freude darüber, dass der Fiat noch nicht unter meinem Hintern zusammengebrochen war, mischte sich mit einem ersten Bad im Mittelmeer an einem verlassenen Strand und einem Burger zum Mittag. Als sich kurz darauf die Wolken verschoben, dachte ich schon, dass man das kaum noch steigern konnte. Bis wir zur zweiten Insel kamen.

Sithonia war wunderschön. Dichte Wälder und steile Hügelketten wechselten sich mit malerischen kleinen Buchten ab. Zu einer besonders schönen navigierte ich meinen Kumpel und als wir ankamen, wurden wir nicht enttäuscht. Das Wasser am Strand von Kavourotripes war von einem perfekten türkisblau, der Sand weiß und fein. Eingerahmt von hohen Steinfelsen und hinter einem Waldstück war diese Bucht ein paradiesischer Ort. Wir schwammen raus, tranken einen Frappé und entdeckten eine Kolonie Seeigel. Etwa eine Stunde blieben wir, verloren im Paradies, dann mussten wir weiter. Wir scheuchten den Fiat, der sich tapfer hielt, um die Spitze der zweiten Insel herum, bis zur Westküste. Dort sahen wir noch dem beginnenden Sonnenuntergang zu, blieben aber nicht bis zur Dämmerung. Wir hatten beide Hunger, also verließen wir die Halbinsel, aßen in einer Taverne irgendwo im nirgendwo zu Abend und fuhren zurück nach Thessaloniki. Irgendwie schaffte mein Kumpel es noch, den Fiat in eine winzige Parklücke zu zwängen, dann war dieser Tag auch rum. Wir bekamen sogar unsere Kaution wieder und gingen dann schnell weg, bevor das Auto sich entschied, doch noch zu explodieren.

So und damit war die Reise auch quasi vorbei. Der nächste Tag war Abreisetag, wir liefen nochmal lange durch die Stadt, holten dann unsere Koffer und fuhren mit einem klapprigen Bus zum Flughafen. Zum Zeitpunkt des Schreibens sehe ich die Sonne glühend unter den Wolken untergehen und bin froh, auch diesen Ort erlebt haben zu dürfen. Das wird wahrscheinlich die letzte Reise für dieses Jahr gewesen sein, zumindest außerhalb Deutschlands. Aber ich werde euch bestimmt trotzdem mit neuen Einträgen zuschütten. Irgendwas passiert ja schließlich immer. In der Zeit weise ich euch gerne nochmal auf meinen Newsletter hin. Wenn ihr den Kontaktformularen im Restaurant all eure Daten gebt, dann könnt ihr euch auch bei mir eintragen.

Also, man liest sich!